Jedes Kind kennt das Lied „Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön“. Eine Fahrt auf dem Wasser begeistert in jedem Alter. Während Kinder sich noch an einem Schlauchboot erfreuen, träumen wir Erwachsene von einer tollen Kreuzfahrt über die Meere der Welt. Bilder der TV – Serie „Das Traumschiff“ geistern vor unserem inneren Auge. Leider sieht die Realität oft ganz anders aus, als das Fernsehen zeigt.
Ein überfüllter Pool, teure Landausflüge und laute Animation sind nicht das, was sich Urlauber wünschen. Auch die Luft – und Umweltverschmutzung die solch riesige Dampfer verursachen sollte uns bedenklich stimmen. Wir decken für Sie die Wahrheit auf, die sich hinter einem Traumschiff-Urlaub verbirgt.
1. Die Anreise
Beginnen wir mit der Anreise und der Ankunft an Bord. Die Kreuzfahrtunternehmen werben damit, dass sich Reisende um nichts zu kümmern brauchen. Die komplette An- und Abreise kann dazu gebucht werden. Möchten Sie ihr Gepäck nicht schleppen? Manche Anbieter transportieren ihr Gepäck getrennt von Ihnen im Voraus.
Was sich problemlos und perfekt organisiert liest, ist in Wirklichkeit eine teure Sonderleistung. Die Anreisen mit Bus oder Bahn dauern lange und oft wartet man dann noch Stunden lang, bis man das Schiff dann endlich betreten darf. In der Schlange stehen und in der Hitze warten, quengelnde Kinder neben sich und das nach mehreren Stunden Busfahrt. Kein Vergnügen!
2. Enge Kabinen
Beim Boarding dürften Sie bereits bemerkt haben, dass Sie auf keiner Individualreise sind. Auch bei den Kabinen ist nicht alles Gold, was im Urlaubs-Prospekt glänzt. Kreuzfahrtschiffe transportieren Massen an Menschen, die dann auf engem Raum untergebracht sind. Für viel Geld bekommen Sie eine Suite mit Balkon.
Wer weniger investiert, landet weiter unten im Schiff. Dort gibt es enge fensterlose Unterbringungen, die für Menschen mit Platzangst ein Alptraum sein dürften. Unten im Schiff befinden sich auch die Kabinen der Angestellten und so kann es passieren, dass sie Tag und Nacht vom Geklapper und Getrampel der Crew – Mitglieder gestört werden.
3. Winzige Bäder
Ähnlich wie mit der Kabine verhält es sich auch mit dem Badezimmer. Nur wer genug Geld investiert, kann sich bei einer Kreuzfahrt über ein großzügiges Bad freuen. Doch wer möchte sich im Urlaub nicht gern im Badezimmer wenigstens umdrehen können? Ferienwohnungen und Hotels bieten da einiges mehr an Platz.
In den Kabinen im Untergeschoss, die im Inneren des Schiffes liegen, wurden Toilette, Waschbecken und Dusche oft auf engstem Raum zusammen gequetscht. Hier können Sie mit Ihrem Partner weiter vor der Badezimmertür Schlangestehen üben. Sie haben das Warten ja bereits beim Boarding kennengelernt. Eine Kreuzfahrt ist nichts für den kleinen Geldbeutel. Wer auf dem Schiff Luxus möchte, muss tief in die Tasche greifen.
4. Die Badelandschaft
Nun wird es Zeit, die Kabine zu verlassen und uns das Schiff näher anzusehen. Wie wäre es mit einem Sonnenbad? Bei soviel Liegestühlen um den Pool wird auch ein Plätzchen für Sie dabei sein? Täuschen Sie sich nicht. Stellen Sie sich nur einmal vor, wie es ist, wenn sich mehrere tausend Menschen auf einmal auf diesem Deck tummeln.
Sie haben davon geträumt, mit einem Cocktail in der Hand aufs Meer zu blicken? In der Realität werden sie froh sein, wenn Sie eine Liege ergattern konnten. Eng gedrängt, Reihe an Reihe, schreiende Kinder, kaum Schatten, Kopf an Kopf im Pool, haben Sie sich Ihren Urlaub so vorgestellt?
5. Der Jacuzzi
Vielleicht möchten Sie statt in einem Pool, lieber in einen Jacuzzi baden? Die Reiseunternehmen werben ja mit schönen Fotos, auf denen menschenleere Whirlpools auf dem Deck zu sehen sind. Lassen Sie sich auch hier nicht hinters Licht führen. Behalten Sie im Auge, mit wie vielen Menschen Sie die Annehmlichkeiten auf dem Schiff teilen.
Seien Sie also froh, wenn Sie im Jacuzzi einen Platz zwischen Bierbäuchen und behaarten Brüsten ergattern können. Sie sollten dann am besten die Augen schließen, denn im Wasser dürfte so einiges an Dreck herumschwimmen. Kein Wunder, denn an Bord der größten Kreuzfahrtschiffe tummeln sich bis zu 5.000 Menschen.
6. Die Mahlzeiten
5.000 Menschen die gleichzeitig essen wollen? Das ist kaum möglich. In den Hauptrestaurants wird daher in Schichten gespeist. Man kann hier endlos warten, bis der Kellner den riesigen Speisesaal durchquert hat, um die bestellte Cola zu bringen. Große Kreuzfahrtschiffe bieten Ausweichmöglichkeiten in zusätzlichen Buffet Restaurants. Hier kann man dann einmal wieder das Schlangestehen praktizieren.
Gegessen wird mit anderen Urlaubern an großen Tischen. Kaum vorstellbar wie viele Essensreste nach den Mahlzeiten auf einem solchen Dampfer anfallen. Biomüll, also Lebensmittelreste darf die Küchenleitung einfach ins Meer kippen. Keine Frage, dass das den Meeren und Fischen nicht gut bekommt. Kreuzfahrtschiffe überdüngen auf diese Weise unsere Gewässer.
7. Die anderen Gäste
Schiffsreisen gibt es für alle Altersgruppen. Ob Seniorenreisen, Party-Urlaub für Jugendliche, oder Familienreisen, für jeden scheint etwas dabei zu sein. Allerdings sollte man sich vorher genau informieren, ob die Reise und das Schiff den eigenen Erwartungen entspricht. Enttäuschungen sind vorprogrammiert, wenn man sich anstatt von coolen Mitreisenden von schreienden Kindern oder alten Leuten umgeben sieht.
Wer genau recherchiert findet vielleicht das passende für sich. Eine Kreuzfahrt mit der Rockband Kiss zum Beispiel. Schifffahrtsunternehmen bieten inzwischen eine ganze Palette von Themenkreuzfahrten an. Hier kann man wenigstens hoffen auf Mitmenschen mit gleichen Interessen zu treffen. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass pro Jahr 20 Menschen bei Kreuzfahrten spurlos verschwinden. Unfall, Alkoholmissbrauch, niemand weiß, was mit diesen Menschen geschehen ist.
8. Die Musik
Mag sein, dass es auf den Luxuslinern ein anspruchsvolles Unterhaltungsprogramm gibt? Die Musik auf den kleineren Kreuzfahrtschiffen lässt aber doch sehr zu wünschen übrig. Frei nach dem Motto, man muss eben nehmen was man bekommt, tummeln sich abgehalfterte Möchtegernkünstler auf der Bühne. Die musikalischen Darbietungen orientieren sich am Massengeschmack.
Man darf sich also nicht wundern, wenn man den Eindruck gewinnt sich nach Malle verirrt zu haben. Auch hier gilt, wer wählerisch ist, sollte sich das Programm und die Zielgruppe der Seereise genau ansehen. Wer eine Abneigung gegen Clubtänze hat, sollte ohnehin von einer Kreuzfahrt Abstand nehmen. Musik gibt es hier eben nicht nur am Abend, sondern auch am Pool gibt es die volle Dröhnung.
9. Das Meer
Sie möchten gern einmal einen Delfin oder Wal aus der Nähe sehen? Hierfür gibt es sicher bessere Möglichkeiten, als an einer Kreuzfahrt teilzunehmen. Die Chancen einer solchen Naturbegegnung sind ziemlich gering. Also wird es wohl nichts mit dem Tierschnappschuss. Stattdessen könnten das Meer Sie mit starkem Wellengang überraschen.
Zwar können die modernen Schiffe nicht sinken, doch unangenehm ist starker Seegang allemal. Sie sollten das Deck verlassen und alle losen Dinge in ihrer Kabine verstauen. Panik ist nicht angebracht, es wird Ihnen nichts passieren. Wer jedoch weiß, wie schlimm es ist, wenn einen die Seekrankheit befällt, der reist lieber auf anderem Weg.
10. Teure Landgänge
Sie haben sich auf unterschiedliche Städte, verschiedene Inseln und interessante Zwischenstopps gefreut? Tatsächlich ist der am häufigsten genannte Grund für eine Kreuzfahrt, soviel unterschiedliche Länder wie möglich auf bequeme Weise zu bereisen. Eine Reise mit einem Cruise – Liner bietet Ihnen das alles tatsächlich. Sie brauchen sich nur die Route auszusuchen, die Ihnen gefällt.
Inselhopping in der Karibik, die Kanarischen Inseln, oder doch lieber die so beliebte Mittelmeerroute? Bei den Landausflügen müssen Sie jedoch tief in die Tasche greifen und sich auf große Gruppen einstellen. Natürlich können Sie auch auf eigene Faust etwas unternehmen, doch die Häfen, in denen die Schiffe anlegen, sind oft abgelegen.
11. Die Schiffsbesatzung
Tritt man eine Kreuzfahrt an, dann sollte man sich bewusst machen, dass das Leben der Schiffscrew alles andere als ein Urlaub ist. Ein freundlicher Umgang, Trinkgeld und ein paar nette Worte erleichtern dem Personal das Leben auf dem Schiff. Für die Schiffsbesatzung ist es nicht einfach, für lange Zeit von Familie und Freunden getrennt zu sein. Darunter leiden viele der Mitarbeiter.
Zudem sind die Arbeitszeiten lang und der tägliche Einsatz dauert oft rund um die Uhr. Die kleinen Kabinen der Mitarbeiter sind in den untersten Decks. Geschlafen wird auf den meisten Schiffen in Stockbetten. Der Gästebereich ist für die Schiffsbesatzung natürlich tabu. Kreuzfahrten sind eben nicht immer eine Reise auf dem Traumschiff.
