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Wie ein Forscherteam ein längst verschollenes U-Boot findet

Bild: Imago / ITAR-TASS

U-Boote werden schon seit Jahren in Kriegen und zu Forschungszwecken eingesetzt. Sie sind gigantisch, irgendwie mysteriös und doch faszinierend. U-Boote sind riesig. Sie sind nicht zu übersehen, wenn sie an der Oberfläche schwimmen. Da fragt man sich natürlich ob und wie es möglich sein kann, dass ein U-Boot verschwindet.

Ja, richtig gehört! U-Boote können verschwinden. Als Tim Taylor und sein Team im Jahr 2019 auf der Suche nach einem verschwundenen U-Boot waren, konnten sie gar nicht ahnen, wie weit die Geschichte sie führen würde und was da alles auf sie zukommt. Die Männer suchten das verschwundene U-Boot mithilfe von ferngesteuerten Robotern, die auf dem Grund des Meeres Ausschau halten.

1. Grayback oder S.S.-208

Bild: DMG Vision / shutterstock.com

Das verschwundene U-Boot Grayback oder S.S.-208 war im Besitz der Amerikaner. Es war im Zweiten Weltkrieg eingesetzt worden. Das US-Militär hat es bereits im März 1944 als vermisst gemeldet. Mit an Bord war die komplette Besatzung. Ein Problem bei solchen Bergungen entsteht vor allem dann, wenn die Totenruhe der mutmaßlich verschollenen Seeleute gestört wird.

Mit dem U-Boot Grayback oder S.S.-208 sind insgesamt 80 Leute untergegangen. Daher ist es gesetzlich gesehen unmöglich in das Innere des Wracks zu tauchen, selbst wenn es von Tim Taylor und seinem Team gefunden werden sollte. 2019 begann die Suche nach dem verschollenen U-Boot. Hier die ganze Geschichte.

2. Der fatale Einsatz

Bild: National Archives at College Park, Public domain, via Wikimedia Commons

Im Jahr 1944, genauer am 28. Januar, wurde das U-Boot namens „Grayback“ zu seinem letzten Einsatz geschickt. Es sollte eine Kampfpatrouille von Pearl Harbor angreifen. Einen knappen Monat später, am 23. Februar meldete sich die Besatzung des U-Boots bei der Zentrale. Sie berichteten, dass sie zwei Frachter der Japaner, Toshin Maru und Taikei Maru versenkt haben. Kurz danach konnte sie niemand mehr erreichen.

Alle Versuche das U-Boot zu finden schlugen fehl. Grayback war wie vom Erdboden verschluckt und mit ihm auch die komplette Besatzung. Jahre später ist ein Team aus den USA kurz davor, das Geheimnis um das verschollene U-Boot zu lüften. Doch sie finden mehr, als sie erwartet haben.

3. Auf See verschollen

Was passiert, wenn ein ganzes U-Boot auf hoher See einfach verschwindet? Müsste man nicht eigentlich anhand der letzten Koordinaten feststellen können, wo das gesunkene U-Boot in etwa sein könnte? In diesem Fall war es so, dass die Zentrale der Marine nicht einmal wusste, ob das U-Boot gesunken war.

Während die Kommandeure der Marine damit gerechnet hatten, dass das U-Boot am 7. März 1944 im Midway Atoll anlegen würde, gab es an diesem Tag keine Anzeichen des U-Bootes. Noch mehr Aufsehen erregte es, dass der Grayback drei Wochen später noch nicht aufgetaucht war. Die Behörden konnten also nichts anderes tun, als sie und ihre 80-köpfige Besatzung als auf See verloren zu erklären.

4. Eine Tragödie nimmt ihren Lauf

Bild: imago images / Leemage

Allein die Vorstellung, dass ein U-Boot mit 80 Männern untergeht ist grauenhaft. Was müssen diese armen verlorenen Seelen in den letzten Minuten ihres Lebens gedacht haben? Obwohl U-Boote so gebaut werden, dass sie unter Wasser problemlos sicher bleiben, kann es passieren, dass sie sich mit Wasser füllen, beispielsweise, wenn sie beschossen und auf diese Weise beschädigt werden.

Aufgrund des hohen Drucks unter Wasser füllt sich das Boot schnell. Ein qualvoller Tod für alle, die sich in diesem Moment in dem U-Boot befinden ist die Folge. Allein der Gedanke einen solchen Tod sterben zu müssen ist unglaublich erschütternd. Für 80 jung Männer wurde das aber zum bitteren Ernst.

5. Die Grayback war ein echtes Vorzeigeexemplar

Bild: Darryl L. Baker, Public domain, via Wikimedia Commons

Als das U-Boot fertig gebaut wurde, war es etwa 300 Fuß (ca. 91 m) lang. Die Grayback schob beim Untertauchen ganze 2400 Tonnen. Das klingt unglaublich, oder? Dieses U-Boot wurde insbesondere für Kriegszwecke gebaut. Anders sind U-Boote, die zu Forschungszwecken dienen. Diese sind deutlich kleiner, als die Grayback.

An der Oberfläche erreichte das U-Boot eine Geschwindigkeit von 20 Knoten. Wenn man die Geschwindigkeit jedoch auf das Minimum reduzierte, konnte die Grayback bis zu zwei ganze tage unter Wasser bleiben. Mit einer Reichweite von 12.500 Meilen (ca. 20.117 km) ist dieses U-Boot eine tödliche Waffe für jeden Feind. Aber wo war Grayback mit den 80 Seeleuten geblieben? Erfahren Sie, was das Team von Tim Taylor unter Wasser fand.

6. Der letzte Tag der Crew

Bild: Transferred from en.wikipedia to Commons. Source, Public domain, via Wikimedia Commons

Grayback wurde zuerst zu Wartungsarbeiten an einem anderen US-Kriegsboot geschickt. Nachdem alle Arbeiten an der Portsmouth Naval Shipyard an der Küste von Maine beendet waren, fuhr die Grayback im Februar 1942 nach Pearl Harbor – für die USA. Die Amerikaner waren mittlerweile ein Teil des Konflikts mit Japan geworden.

Für das U-Boot und seine Crew wurde es ernst. Bekannt ist, dass sich das U-Boot am15. Februar auf den Weg zu seiner ersten Kriegspatrouille in Pearl harbor machte. Sie segelte in den Pazifik und kreuzte entlang der Küsten der Insel Guam, die Japan im Dezember 1941 angegriffen hatte. Einige Wochen später würde das U-Boot für immer verschwinden.

7. Harte und erbarmungslose Kämpfe

Bild: Imago / United Archives International

Die Crew der Grayback lieferte sich im Frühling 1943 gleich mehrere bittere Kämpfe mit den Japanern. Sie wurden drei Tage lang sogar von Torpedos attackiert. Die 80 Männer an Bord der Grayback hatten glücklicherweise ausreichend Erfahrung, um den Angriffen erfolgreich auszuweichen. Scheinbar hat ihnen selbst das nicht das Leben retten können.

Obwohl die Männer genau wussten, wie sie handeln mussten und keiner von ihnen zum ersten Mal bei einem Einsatz unter Wasser war, starben sie dennoch einen schlimmen Tod. Aber, wie konnte es dazu kommen? Wo ist die Grayback geblieben? Ist das U-Boot durch einen Angriff gesunken oder steckt mehr dahinter? Tim Taylor wollte genau das herausfinden.

8. Eine Suche am falschen Ort

Bild: Darryl L. Baker, Public domain, via Wikimedia Commons

Das verschollene U-Boot der US-Marine wurde natürlich jahrelang gesucht. Die Besatzung wurde als vermisst gemeldet, man tat aber dennoch alles, um die Männer und das Boot zu bergen. Doch leider war das aus einem einfachen Grund nicht geglückt. Die Informationen, auf die sich die Marine verlassen hatte, stammten aus Aufzeichnungen, die von den Japanern geführt worden waren. Es stellte sich jedoch heraus, dass eine einzelne Ziffer in einer Kartenreferenz bei der Übersetzung des entsprechenden Dokuments falsch transkribiert worden war.

Folglich war der Grayback tatsächlich weit von dem Ort entfernt, der im Laufe der Jahre für den Fundort gehalten hatte. Und so blieb das U-Boot weiterhin verschwunden.

9. Menschen die die Welt verändern

Bild: Imago / Design Pics

Tim Taylor ist ein Mensch, der alles daran setzt, dass Gerechtigkeit geschieht. So auch im Fall des verschwundenen U-Boots Grayback. Das Boot wurde zwar jahrelang gesucht, es wurde aber keine einzige Spur gefunden. Und erst 2018, als der Amerikaner beschloss, den Fall von Graybacks Verschwinden erneut zu untersuchen, wurde das Rätsel gelöst.

Taylor ist der Gründer des Lost 52-Projekts – eines privaten Unternehmens, das daran arbeitet, die Überreste der 52 U-Boote zu finden, die während des Zweiten Weltkriegs spurlos verschwunden sind. Und diesmal sollte er mit seinem Team eine längst verschollene Wahrheit ans Licht bringen. Er fand Grayback und mit ihr einen teil der Geschichte.

10. Die Idee treibt ihn zum Erfolg

Bild: Imago / OceanPhoto

Tim Taylor war von der Idee Grayback zu finden nahezu besessen. Er erhielt die Informationen zu den falschen Angaben über den Fundort des U-Boots und empfand das als einen Schicksalsschlag. Für ihn war jetzt der beste Zeitpunkt, um nach dem U-Boot zu suchen.

Und erstaunlicherweise fand das Lost 52-Projektteam tatsächlich das verlorene U-Boot, dessen Rumpf auch nach mehreren Jahrzehnten fast vollständig aus einem Stück bestand. Diese Entdeckung war jedoch ein Grund für gemischte Gefühle unter den Tauchern und Forschern. Sie wussten nicht genau, was der nächste Schritt sein sollte. Würden sie womöglich die Totenruhe der Besatzungsmitglieder stören, die bei dieser Tragödie ihr Leben verloren?

11. Der unglaubliche Fund

Bild: Imago / OceanPhoto

Tim Taylor und sein Team gingen aus dieser Expedition mit gemischten Gefühlen heraus. Sie haben 2019 das verschollene U-Boot Grayback tatsächlich geborgen. Das Boot war gut erhalten. Ebenso im U-Boot waren die 80 Männer, die an Bord ihr leben verloren hatten.

Und obwohl Tim Taylor sehr aufgeregt war, das U-Boot gefunden zu haben, wusste er auch, wie schwer dieser Moment für die Angehörigen der insgesamt 80 ertrunkenen Seeleute werden würde. Doch er war auch beruhigt, dass er ihnen endlich sicher sagen konnte, wo sich die Überreste ihrer Lieben befinden. Schließlich haben diese 80 Männer verdient in Ehre zu Grabe getragen zu werden. Jetzt können alle 80 für immer ihre Ruhe finden.