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Skelettfunde von Säuglingen – Wissenschaftler fanden anhand der DNA verblüffendes heraus

Bild: Irina Magrelo / Shutterstock.com

Unter Leitung eines bekannten Professors befasste sich ein Team von Archäologen mit einer über 10.000 Jahre alten Grabstätte in Alaska. Während der fortschreitenden Grabungen stießen die Wissenschaftler dann unerwartet auf die Skelette zweier Säuglinge.

Anhand des Alters des Grabes musste es sich hier um Gebeine aus der Zeit der ersten nordamerikanischen Siedler handeln. Der Fund versetzte die Gruppe daher zunächst einmal in einen verständlichen Erfolgstaumel.

Was sich jedoch später in Verbindung mit diesen beiden kleinen Skeletten feststellen ließ, übertraf ihre Erwartungen um ein Vielfaches. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass hierdurch erstaunliche, nie erwartete Erkenntnisse über die Vergangenheit Amerikas ans Licht kommen würden.

1. Unterschiedliche Zeitpunkte

Bild: imago images / Steffen Schellhorn

Bereits vor einigen Jahren fanden in dem besagten Bereich schon einmal Ausgrabungen statt. Damals wurden allerdings die Skelette der Kinder wahrscheinlich einfach übersehen, denn ihre Überreste entdeckte erst das zweite Team von Archäologen im Jahr 2013.

Interessant war die Tatsache, dass der eine Säugling wohl im Alter von einigen Wochen verstorben war, der andere, den Untersuchungen nach, tot zur Welt gekommen sein musste. Dennoch wurden beide gemeinsam beerdigt. Dies warf etliche Fragen auf, die beantwortet werden wollten.

Zudem fanden die Wissenschaftler heraus, dass es die beiden Babys in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander gestanden haben dürften. Vielleicht handelte es sich um Cousinen.

2. DNA-Analyse im Fokus

Bild: imago images / Panthermedia

Wenn sich auch die sterblichen Überreste des Dreijährigen aufgrund des unmittelbaren Feuerkontaktes nicht mehr für eine DNA-Analyse eigneten, war es bei den beiden Skeletten der Säuglinge ganz anders. Beide waren gut genug erhalten, um eine entsprechende Untersuchung durchführen zu können.

Es war sogar möglich, von einem der Kinder so viel genetisches Material zu erhalten, um Beeindruckendes beweisen zu können. Und dies im Hinblick auf die Anfänge der Zeit, als die Menschen zum ersten Mal Nordamerikas Boden betraten.

Aber dazu später mehr. Zunächst lohnt es sich, noch einmal zu den Anfängen der Ereignisse zurückzukehren. Denn die waren, im Nachhinein betrachtet, spektakulär.

3. Die erste Ausgrabung

Bild: Openfinal / Shutterstock.com

Im Zuge der ersten Ausgrabung entdeckte ein Team um Professor Potter die sterblichen Überreste eines etwa dreijährigen Kindes. Hätte man zu diesem Zeitpunkt nur etwas tiefer gegraben, wären die beiden Säuglingsskelette ebenfalls gefunden worden.

So aber geschah dies erst später. Merkwürdig beim ersten Fund war, dass sich das Kind neben oder auf einer Feuerstelle befunden haben musste. Vielleicht handelte es sich um den Versuch einer Einäscherung. Genaues war zunächst nicht herauszufinden. Vieles basierte lediglich auf Spekulationen, ohne eingehende Beweise liefern zu können.

Der zweite Fund sollte die Wissenschaftler dann zu einer Entdeckung führen, mit der sie so nicht gerechnet hatten.

4. Das Tanana River Valley

Bild: imago images / Design Pics

Anfang der 2000er Jahre hatte Professor Potter das Glück, in einem dicht bewaldeten Gebiet den Standort Upward Sun River zu finden. Dieser befindet sich etwa hundert Kilometer entfernt von Fairbanks in Alaska.

Das Tanana River Valley, wie das Waldstück genannt wird, ist abgelegen und nur schwer erreichbar. Lediglich unter Einsatz eines Hubschraubers ist es möglich, sich hier aufzuhalten. Es erforderte also jede Menge Einsatz und Planung, um den oben genannten Standort aufzuspüren. Glücklicherweise gelang es Professor Potter, seinen Plan erfolgreich in die Tat umzusetzen.

Nur so war es möglich, die Erkenntnisse zu erlangen, die später Wissenschaftler in aller Welt erstaunten.

5. Ureinwohner akzeptieren Ausgrabung

Bild: imago images / VWPics

Um die Forschung überhaupt durchführen zu können, musste Professor Potter zunächst das Vertrauen der Ureinwohner gewinnen. Denn diese wehrten sich in der Regel vehement, wenn es darum ging, Ausgrabungen in ihrem Gebiet durchzuführen.

Mit seinen Bemühungen war Potter erfolgreich. Er hatte wohl genug Sensibilität entwickelt, um den Menschen klar zu machen, wie wichtig sein Vorhaben war. Überrascht war er aber doch, als der Healy Lak Tribe die Ausgrabungsstätte Xaasaa Na nannte. Dies bedeutet in der Übersetzung Upward Sun River.

Der Professor konnte seine Freude hierüber nicht verbergen. Alle Mühe hatte sich also gelohnt und die Ausgrabungen konnten problemlos durchgeführt werden.

6. Upward Sun River

Bild: imago images / Design Pics

Die Sprache der amerikanischen Ureinwohner ist Athabascan. Und Upward Sun River ist eine direkte Übersetzung aus eben dieser Sprache. Was sehr interessant ist. Die Menschen, die in der Nähe der Ausgrabungsstätte leben, befanden sich in direktem Kontakt mit den Forschern vor Ort. Sie waren sehr interessiert an der Arbeit des Teams.

Intensiver wurde dieses Interesse aber dann noch, als die Skelette der beiden Säuglinge gefunden wurden. Den Kindern wurden Namen aus der athabascanischen Sprache gegeben. Die Menschen aus dem Umfeld des Ausgrabungsplatzes schienen irgendwie eine Verbindung zu den verstorbenen Babys zu entwickeln. Egal, aus welchem Grund. Es war eine einfühlsame Geste.

7. Die Namen

Bild: imago images / blickwinkel

Da es sich bei den beiden verstorbenen Kinder um Mädchen handelte, gaben ihnen die Angehörigen des Stammes entsprechende Namen. Eins nannten Sie „Dämmerungskind“, das ältere „Sonnenaufgangskind“.

Erkenntnisse der Wissenschaftler zeigten inzwischen, dass an der Stelle der Ausgrabung in früherer Zeit wohl eine Siedlung zu finden war. Sie konnten zudem nachweisen, wie sich die Ureinwohner damals ernährt hatten.

Es waren Jäger und Sammler, die neben Beeren und Kräutern auch Eichhörnchen und andere Wildtiere auf dem Speiseplan hatten. Hunger hatten sie wohl nie gelitten. Was es allerdings mit den Skeletten auf sich hatte, war für Professor Potter und seine Gruppe noch unklar.

8. Überreste von Wohngebäuden

Bild: imago images / Design Pics

Frühere Ausgrabungen in ähnlichen Gebieten belegten meist, dass sich die Menschen jener Zeit selten lange an einem bestimmen Ort aufhielten. Dies war hier ganz anders. Im Bereich des Upward Sun River deutete einiges darauf hin, dass es sich um eine langfristig genutzte Siedlung handelte.

Und bei dieser Aktion stießen die Wissenschaftler jetzt auch auf Reste von Wohngebäuden. Eine untypische Lebensweise für Jäger, die damals lange Strecken zurücklegen mussten, um genügend Großwild erlegen zu können. Nur so war das Überleben eines Stammes gesichert.

Diese Ausgrabungsstätte legte zudem Kleintiere frei, die eigentlich in der damaligen Zeit als Nahrungsquelle keine große Rolle spielten.

9. Grabbeilagen neben den Skeletten

Bild: Irina and Denis / Shutterstock.com

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die beiden verstorbenen Mädchen völlig anders beerdigt wurden, als das dreijährige Kind. Nicht zuletzt auch die Tatsache, dass sich etliche Grabbeilagen neben den Skeletten fanden, gab den Forschern zunächst Rätsel auf.

Dass sich die beiden Kinder noch in einem Zustand befanden, der eingehende Untersuchungen ermöglichte, überraschte die Wissenschaftler zudem immens. Schließlich waren sie in einer Mischung aus Erde und Sand begraben, was normalerweise eine derart gute Konservierung ausschließt.

All dies weckt natürlich die Neugier eines jeden Forschers. Nicht anders war es auch beim Team um Professor Potter. Die Wissenschaftler blickten gespannt auf das, was noch zu erwarten war.

10. Zahnanalyse und Altersbestimmung

Bild: imago images / Steffen Schellhorn

Aufgrund der Zahnanalyse ließ sich zwar das Alter des dreijährigen Kindes, das Jahre vor den beiden Mädchen gefunden wurde, in etwa festlegen. Allerdings konnte nicht mehr nachgewiesen werden, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelte.

Im Hinblick auf die Feuerstelle, auf der die sterblichen Überreste gelegen hatten, fanden die Forscher auch Interessantes heraus. Hierbei handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine normale Kochvorrichtung, wie sie damals üblich war.

Weiterhin konnte bewiesen werden, dass das Lager kurz nach dem Tod und Verbrennen des Kindes verlassen wurde. All dies waren wichtige Erkenntnisse. Viele Fragen blieben jedoch noch unbeantwortet.

11. Weitere Funde

Bild: imago images / Steffen Schellhorn

Immer mehr Grabbeilagen wurden entdeckt. Unter anderem auch steinerne Speerspitzen sowie Fragmente von Geweihen. In Verbindung mit anderen gefundenen Gegenständen ließ sich so die Theorie entwickeln, dass auf diese Weise Projektile hergestellt wurden.

Zweifellos eine interessante Vorstellung, die jedoch nicht bis zum letzten Punkt bewiesen werden konnte. So ist es oftmals, was nicht ausschließt, dass sich später noch ganz andere Erkenntnisse ergeben können.

Waren es also nur Vermutungen oder steckte mehr dahinter? Einem bekannten Magazin gegenüber äußerte Potter jedenfalls, dass sich sogar noch Spuren von Schnitzereien an den Geweihrändern gezeigt hätten. Er war überzeugt davon, dass seine Theorie vollkommen stimmte.

12. Umsorgte Kinder

Bild: imago images / Danita Delimont

Anhand der bisherigen Fakten und Erkenntnisse ließ sich klar feststellen, dass die beiden Säuglinge in einer behüteten Gemeinschaft gelebt hatten. Warum sonst wären die Kinder so ordnungsgemäß beerdigt worden? Grabbeilagen lassen zudem die Wertschätzung erkennen, die sie innehatten.

DNA-Ergebnisse wiesen darauf hin, dass es sich bei den verstorbenen Mädchen um Cousinen gehandelt haben dürfte. Das lässt vermuten, wie groß der Schicksalsschlag gewesen sein muss, der eine einzige Familie damals traf. Zwei Kinder innerhalb kürzester Zeit zu verlieren, war wahrscheinlich auch für sie schwer zu verkraften. Aber alle Möglichkeiten, die sich mit DNA-Analysen erschließen, lassen nicht zu, die Gefühlslage der Betroffenen zu erkennen.

13. Eindeutige Beweise

Bild: imago images / Steffen Schellhorn

Sicher war der Professor auch, dass die beiden Mädchen zur selben Zeit beerdigt wurden. Und auch die Frage des jeweiligen Geschlechts konnte eindeutig geklärt werden. Hier gab die Analyse der sterblichen Überreste ein genaues Bild ab.

Da die Beckenknochen und Kiefer der Säuglinge ebenso gut erhalten waren, wie der Rest der Skelette, war es nicht schwierig, durch neue Methoden eindeutige Beweise zu liefern. Anders als im Fall der Projektile, handelte es sich nicht um Vermutungen, sondern um Tatsachen.

Dem widersprach niemand. Und so wurde weiterhin versucht, Details klären zu können. Vieles lag im Dunkeln und einige Rätsel galt es noch zu lösen.

14. Eine Seltenheit

Bild: imago images / Aurora Photos

Die Funde, die Potter und sein Team machten, dürfen durchaus als absolute Seltenheit bezeichnet werden. Denn es sind nur sehr wenige menschliche Überreste aus dieser Zeit, die vorher in Alaska entdeckt wurden.

Nachdem Professor Potter von der ersten Ausgrabung im Jahr 2006 erfahren hatte, ließ ihn der Wunsch nicht los, hier weiter zu forschen. Und diesen dann zu realisieren, war zweifellos eine sehr gute Entscheidung.

Jahrelange mühsame Arbeit und Anstrengung hatten sich letztlich gelohnt. Und dies nicht nur im Hinblick auf die beiden gefundenen Skelette der Kinder. Die Entdeckung bedeutete sehr viel mehr, wie sich später noch herausstellen sollte.

15. Wichtige Erkenntnisse

Bild: imago images / ZUMA Wire

Nicht allein das Alter der gefundenen Skelette war das Interessante. Vor allem ihr guter Erhaltungszustand im Hinblick auf die durchgeführten DNA-Analysen trug dazu bei, wichtige Information darüber zu erlangen, auf welchem Weg die ersten Menschen Nordamerika erreichten.

Die Stelle, an der die Überreste gefunden wurden, ist als Beringia bekannt. Vor mehr als dreißigtausend Jahren zeigte sich hier eine Landbrücke. Sie verband Sibirien mit dem heutigen Alaska und führte die ersten Einwanderer nach Amerika. Diese ließen sich hier nieder.

Als sich die Gletscher in Nordamerika vor fünfzehntausend Jahren jedoch auflösten und der Meeresspiegel stieg, traten die Menschen wahrscheinlich ihre Reise durch ganz Amerika an.

16. Die Testergebnisse

Bild: imago images / ITAR-TASS

An der Universität von Utah wurden die Skelette der Kinder auf Mitochondrien hin untersucht. Anschließend wurden einige komplizierte Tests durchgeführt. Diese ergaben, dass die Mütter der beiden Mädchen aus unterschiedlichen genetischen Gruppen stammten. Die Gruppen sind unter den Bezeichnungen B2 und C1B bekannt und finden sich nicht selten bei den Ureinwohnern Amerikas.

Unbekannt sind sie allerdings bei den Menschen im heutigen Sibirien. Die Wissenschaftler schließen hieraus, dass sich die ersten Einwanderer über einen sehr langen Zeitraum in Beringia eine genetische Vielfalt mit sich brachte.

Andere Experten gehen immer noch davon aus, dass während mehrerer Einwanderungswellen die Menschen die Beringia Landbrücke überquerten und sich sofort in Richtung Süden bewegten.